Thursday, February 22, 2018

Father Was a Fullback, John M. Stahl, 1949

Betty Lynn, die mir zuletzt in Lloyd Bacons sonst eher lahmen Komödie Mother Was a Freshman sehr gut gefallen hat, taucht in Father Was a Fullback in einer noch schöneren Rolle wieder auf. In beiden Filmen spielt sie eine Heranwachsende, die sich in Liebeshändel verstrickt. Ihr offenes, rundes Gesicht ist dem romantischen Unheil schutzlos ausgeliefert. In Mother Was a Freshman resultiert das in einer betulichen Eifersuchtsgeschichte. Dass ihre Nebenbuhlerin ihre Mutter ist (die dann auch noch von Loretta Young gespielt wird) hält der Film offensichtlich für einen Skandal. Und zwar für einen so großen, dass er um ihn herum allerlei Sicherheitsnetze platziert. Zurück bleibt wenig außer Ideologie - zu viel mehr als zur Bestätigung eigener Vorurteile darüber, wie schlecht und sexistisch früher die Welt war, taugt das nicht. (Barbara Lawrence ist in einer somnambul-zickigen Nebenrolle super, da schlägt Bacons Precode-Erfahrung durch.)

Aber Father Was a Fullback ist a different kind of beast und neben vielem Anderen vielleicht auch ein Sirk-Melodram, das sich als whimsical domestic comedy tarnt. Fred MacMurray in der Hauptrolle als Familienvater und Footballtrainer stellt die Verbindung her. Genau wie in There's Always Tomorrow spielt er einen Mann, der sich von allen Seiten von Häuslichkeit umstellt sieht (ein enges Haus, mehr tief als breit, und die Nachbarn schauen immer über den Zaun, wie in Wechselbalg). Nur, dass der Ausweg ins Imaginäre, den es bei Sirk gibt, hier ebenfalls verstellt ist. Er muss sich mit seinen Niederlagen arrangieren, zu hause genauso wie auf dem Footballfeld (das Team verliert immer und der eine Masterplan, den er hat, scheitert grandios). Weiterhin mit dabei, der Film ist wirklich fabelhaft besetzt: Maureen O'Hara, die Mutter, eine smarte, lässige Familienmanagerin, die ihre psychischen Reserven, im krassen Gegensatz zum ständig am Rad drehenden MacMurray, nie wirklich aufbraucht, Natalie Wood als frühreife jüngste Tochter und dann sogar noch Thelma Ritter als eine street-wise Haushälterin. Die ist die verborgene Trumpfkarte des Films, eigentlich hat sie kaum eine Aufgabe in der Handlung, aber der das alles großartig flüssig inszenierende Stahl lässt sie immer wieder wie aus dem Nichts auftauchen, sie zieht die ganze Zeit ihr eigenes Ding durch - ganz wörtlich: sie hat ihre eigene Wette laufen. Thelma Ritter setzt nicht auf Häuslichkeit

Die anderen aber schon. Immer wieder tagt der Familienrat auf der Treppe: zu dritt oder viert sitzen sie da, eng nebeneinander, und besprechen das Problem der Stunde. Meistens geht es um Betty Lynn, die oben in ihrem Zimmer sitzt und auf eine schön versponnene Art schmollt. Ihr Liebeskummer ist der Anlass für mehrere Fiktionen: Zunächst erfindet ihr Vater einen Verehrer, der sich blöderweise tatsächlich manifestiert und auch noch vervielfältigt. Später wehrt sich Betty Lynn erst mit einer Scheinschwangerschaft, dann mit einer Gegenfiktion: sie schreibt eine Geschichte mit dem wunderbaren Titel "I Was a Teenage Bubble Dancer" und schickt sie an eine Zeitschrift. Ab dann stehen die Jungs Schlange, auch die Footballspieler, und obwohl das Footballteam weiterhin dauernd verliert, behält der Trainer seinen Job.

Ich habe den Film vor allem wegen dem Autorenteam gesehen: Mary Loos und Richard Sale, die unter anderem Rendezvous with Annie, The Inside Story, zwei weitere Dwan-Filme und auch John Fords When Willie Comes Marching Home geschrieben haben (sowie eben auch, nicht alles kann gelingen, Mother Was a Freshman) sind, da bin ich inzwischen sicher, unbesungene Großmeister der souverän am Abgrund des Irrsinns entlang mäandernden Konzeptkomödie.

No comments: